Integralrechnung

Die Integralrechnung behandelt nicht das Verhalten von Funktionen wie die Differenzialrechnung, sondern sie beschäftigt sich mit der Lösung einer speziellen Aufgabe, die man als Flächenproblem bezeichnet. Es handelt sich dabei um die Definition und die Berechnung der Maßzahl des Flächeninhalts eines beliebigen ebenen Flächenstücks. Auf den ersten Blick scheinen deshalb die beiden Hauptteile der Analysis, Differential- und Integralrechnung, grundverschieden zu sein, doch wird sich bald zeigen, dass ein überraschend enger Zusammenhang zwischen ihnen besteht.


Das unbestimmte Integral

Eine reelle Funktion F heißt Stammfunktion einer reellen Funktion f in einem Intervall IDf und IDF, wenn gilt:

ddxF(x)=F(x)=f(x) für alle xI.

Stammfunktionen haben folgende Eigenschaften:

  • Ist F1 eine Stammfunktion der Funktion f und CR eine beliebige Konstante, so ist auch die Funktion F2:xF1(x)+C mit DF2=DF1 eine Stammfunktion der Funktion f.
  • Sind F1 und F2 zwei unterschiedliche Stammfunktionen einer Funktion f im gleichen Intervall I, so unterscheiden sich F1 und F2 nur durch eine additive Konstante CR und es gilt: F1(x)=F2(x)+C für alle xI.


Aus den beiden Eigenschaften folgt, dass eine Funktion f, die eine Stammfunktion F besitzt, nicht nur eine, sondern unendlich viele Stammfunktionen besitzt. Die Menge aller Stammfunktionen einer Funktion f in einem Intervall I wird mit f(x)dx bezeichnet und es gilt:

f(x)dx={F(x)|F(x)=f(x) für alle xI}.


Der Term f(x)dx heißt dabei unbestimmtes Integral von f. Ist die Funktion F1 irgend eine Stammfunktion der Funktion f in einem Intervall I, so gilt:

f(x)dx={F(x)|F(x)=F1(x)+C mit CR} oder kurzf(x)dx=F1(x)+C mit CR.


Die Integration wird bei ganzrationalen Funktionen mit Hilfe folgender Integrationsregeln durchgeführt:

  • Faktorregel: cf(x)dx=cf(x)dx
  • Summenregel: (f(x)±g(x))dx=f(x)dx±g(x)dx
  • Potenzregel: xndx=1n+1xn+1 mit nR{1}


Das bestimmte Integral

Sei F eine beliebige Stammfunktion der Funktion f. Dann gilt:

abf(x)dx=[F(x)]ab=F(b)F(a) .

abf(x)dxR, ist also eine reelle Zahl und heißt bestimmtes Integral der Funktion f mit der Obergrenze b und der Untergrenze a.


Eigenschaften des bestimmten Integrals:

  • abf(x)dx=baf(x)dx
  • abf(x)dx=acf(x)dx+cbf(x)dx mit a<c<b
  • abkf(x)dx=kabf(x)dx mit kR
  • ab(f(x)±g(x))dx=abf(x)dx±abg(x)dx


Das bestimmte Integral hat folgende geometrische Bedeutung:

Sind f und g zwei stetige Funktionen in einem Intervall [a;b] mit a<b und gilt f(x)g(x) für alle x[a;b], so ist ab(f(x)g(x))dx0.

Außerdem ist in diesem Fall ab(f(x)g(x))dx ist die Maßzahl des Flächeninhalts der Fläche, die von Gf, Gg und den vertikalen Geraden mit den Gleichungen x=a und x=b eingeschlossen ist.

Gilt hingegen f(x)g(x) für alle x[a;b], so ist ab(f(x)g(x))dx0. In diesem Fall wird die Maßzahl des Flächeninhalts der Fläche, die von Gf, Gg und den vertikalen Geraden mit den Gleichungen x=a und x=b eingeschlossen ist, mit ab(f(x)g(x))dx berechnet.


Im Allgemeinen ist der Wert des bestimmten Integrals ab(f(x)g(x))dx eine Flächenbilanz zwischen den Flächen, bei denen Gf oberhalb Gg (positiver Wert) und den Flächen, bei denen Gf unterhalb Gg (negativer Wert) verläuft. Setzt man g(x)=0, so werden mit abf(x)dx Flächenbilanzen für Flächen betrachtet, die Gf mit der x-Achse bestimmt.

Figure made with TikZ

Die Maßzahl des Flächeninhalts der Flächen, die von Gf, Gg und den vertikalen Geraden mit den Gleichungen x=a und x=b eingeschlossen ist berechnet sich hier mit:

[A]ab=aq(f(x)g(x))dxqr(f(x)g(x))dx+rb(f(x)g(x))dx .